Tauch-Segeltörn im Mittelmeer im September 1999

Ein lockerer Ägypten-Tauchurlaub ist ja nicht schlecht. Vor ein paar Wochen hatte sich dann kurzfristig die Gelegenheit geboten, an einem Tauch-Segeltörn in Südfrankreich teilzunehmen. Wie Ihr vielleicht wißt, liegen da im Mittelmeer ein paar sehr schöne Wracks am Meeresgrund und außerdem gibt es ja auch noch das UW-Naturschutzgebiet von Port Cros. Letzteres habe ich ja mittlerweile ein paar Mal besucht (während der „Taucherrobinsonaden“), für die Wracks hatte es bisher noch nicht gereicht. So dachte ich mir, daß dieser kleine Tauch-Segeltörn genau das richtige wäre ! :-)

unsere Gruppe

Außer mir dachten das noch Jörg, Karin, Heinz (unser Skipper), Werner, Dagmar, Rudi, Michael und Christian sowie Ralf (nicht auf dem Bild). Freitag nachmittag starteten wir von Unna aus mit dem Kleinbus mit Anhänger, auf dem noch ein 3m-Schlauchboot befestigt war. Im Anhänger war unsere gesamte Tauchausrüstung einschließlich zwei Kompressoren sowie der Verpflegung untergebracht. Samstag morgen haben wir dann im Hafen von Bormes unser Segelboot, die 14m-Yacht „Clovis“ übernommen.

die Clovis, unsere 14m-Yacht
Erste Begutachtung der „Clovis“, unserer 14m-Yacht, im Hafen von Bormes-les-Mimosas

Verstauen der Verpflegung
Bevor es losgehen kann, muß zuerst sämtliche Verpflegung und sonstige Ausrüstung an Bord gebracht und gut verstaut werden

Als Eingewöhnungs-TG stand das Wrack der „Spahis“ nachmittags auf dem Programm, welches ca. 4km vor der Küste an der Untiefe „La Formigue“ auf 20m -- 24m Tiefe ruht. Für mich war es der vierte und bisher beste TG an diesem Ort. Nach der Besichtigung des Wracks sind wir noch einmal ganz um die Untiefe herumgetaucht. Das Wasser war sehr klar und wir haben eine Menge an Fisch und anderem gesehen, z.B. einen Conger und eine Europäische Languste. Der zweite TG dieses Tages fand dann an der Ille de l'Esquillade statt, einer weiteren Untiefe im Osten der Ile du Levant.

Heinz genießt das ruhige Dahingleiten
Heinz genießt das ruhige Dahingleiten bei fast spiegelglatter See in der Abendsonne

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der „Rubis“, einem U-Boot-Wrack. Es liegt in ca. 41m Tiefe aufrecht auf dem Grund bei Cap Camarat. Hier haben wir zwei TGs durchgeführt. Beide nur mit kurzer Grundzeit, um Dekostopps zu vermeiden. Am bzw. im Wrack leben etliche Muränen, Drachenköpfe und am (gut erhaltenen) Turm steht ein großer Schwarm Roter Fahnenbarsche sowie Dickkopf-Makrelen. Das einzig unschöne hier war die Tatsache, daß es Sonntag war und außer uns noch ein paar weitere Schiffe mit etlichen Tauchern die „Rubis“ besuchten.

Heckteil der Rubis
Unser Bojenseil lag im Heckbereich der „Rubis“, deshalb schwammen wir zunächst an der Backbord-Seite nach vorne zum Bug des U-Bootes

Karin neben dem Turm
Karin begutachtet hier den hinteren Teil des Turmes

Werner und Karin
Werner und Karin im vorderen übriggebliebenen Teil des Turms

Bug der Rubis
Am Bug steht ein Schwarm Roter Fahnenbarsche, gut ist auch die „Säge“ zum Durchtrennen von U-Bootnetzen erhalten geblieben

vorderer Rumpfteil
Das U-Boot ist so gut wie nicht bewachsen - hier der vordere Rumpfbereich

Makrelen und Rote Fahnenbarsche neben dem Turm
Neben dem Turm stehen Makrelen und Rote Fahnenbarsche in Massen

offene Luke hinter dem Turm
Hinter dem Turm ist diese offene Luke zu finden - aber der Einstieg ist mindestens so eng, wie es auf dem Foto aussieht und verantwortungsbewußte Taucher versuchen deshalb nicht hier in das Innere des U-Boots vorzudringen

Segeln pur in der Abendsonne
Nach erfolgreichen Tauchgängen segeln wir noch in der Abendsonne, bevor wir zur Nachtruhe eine geschützte Bucht anlaufen

Früh am Montag morgen haben wir dann die „Togo“ in Angriff genommen, die in der Bucht von Cavalaire in 60m Tiefe auf Grund liegt. Nach einigem Suchen haben wir sie dann aber genau gefunden und den Anker mit der Bojenleine gut plazieren können. Es herrschte praktisch keine Strömung, außerdem waren wir die einzigen hier, so daß wir ideale Bedingungen vorfanden. Meine größte Tiefe war 49m, wobei ich aber immer über dem Deck geblieben bin. Auch hier waren wir nur ein paar Minuten, der Computer zeigte auf Tiefe einen Dekostopp von 1min auf 6m an, weiter oben dann 5min auf 3m. Dennoch haben wir einen kurzen Stopp auf 30m eingelegt und sind ab ca. 12m ganz langsam weiter aufgetaucht mit jeweils längeren Pausen auf 5m und dann auf 3m. Die Bojenleine lag im Heckbereich, von dort sind wir zum Bug geschwommen und wieder zurück. Als wir schon fast wieder an der Leine angekommen waren machte sich bei mir der Tiefenrausch bemerkbar. Langsam, aber deutlich begann ich mich unwohl zu fühlen, ein gewisses Gefühl der Angst beschlich mich. Als wir dann an der Leine aufstiegen, legte es sich schnell wieder. Auf jeden Fall eine interessante Erfahrung !

mit Roten Gorgonien bewachsene Decksaufbauten
Im Gegensatz zur „Rubis“ ist die „Togo“sehr schön mit Roten Gorgonien bewachsen

ehemalige Beiboot-Halterung
An diesem Davit war einmal ein Beiboot festgemacht

Karin an Beiboot-Halterung
Das Wasser war im Gegensatz zur „Rubis“ ziemlich trübe, was die Stimmung aber umso mystischer werden ließ

Dekostopp
Obwohl wir nur wenige Minuten auf Tiefe waren und der Tauchcomputer nur einen kurzen Dekostopp auf 3m anzeigte, haben wir längere Pausen auf 5m und 3m eingelegt.

Sowohl die „Rubis“ als auch die „Togo“ liegen in der Nähe der Festlandsküste, während unser nächstes angestrebtes Wrack, die „Prosper Schiaffino“ (auch als „Donator“ bekannt), bei der Insel Porquerolles liegt. Deshalb machten wir uns nun auf den Weg zu den Iles d'Hyères. Das Meer war am Abend so ruhig, daß wir an der Südwestseite des Ilôt de la Gabiniere, eines großen Felsens im Süden der Ile de Port Cros (die mittlere Insel der Iles l'Hyères), ankern konnten. Am nächsten Morgen haben wir uns dann wieder früh auf den Weg gemacht.

Rudi ist aufgetaucht
Rudi ist wieder aufgetaucht - und begeistert !

Nach einigem Suchen haben wir das Wrack dann geortet. Auch die „Donator“ liegt sehr tief (das Heck bei ca. 50m, allerdings ragt der Mast bis auf 25m Tiefe empor und bietet einen tollen Anblick, wenn man von unten gegen die Sonne hochblickt ! :-) ) und da sie „weiter draußen“ ihre letzte Ruhestätte gefunden hat, herrscht praktisch immer Strömung. Auch ein TG hier ist - wie auch schon an der „Rubis“ und der „Togo“ - kein „Kinderkram“ ! So wird Karin, Werner und mir der TG an der „Donator“ in langer Erinnerung bleiben. Denn schon auf dem Weg zum Wrack hin (gegen starke Strömung) stellte sich bei mir wieder der Tiefenrausch ein, was den Abbruch des TGs bedeutete. So haben wir das Wrack nicht aus der Nähe betrachten können - trotzdem sah es beeindruckend aus !

Am folgenden Tag war das Wetter schlecht, es regnete und es war einigermaßen windig. Dadurch war die Sichtweite unter Wasser natürlich herabgesetzt und vor allem auf unserem Weg zurück gegen Wind und Wellen wurden wir ordentlich durcheinandergeschaukelt - für einige eben zuviel. Trotzdem absolvierten wir zwei TGs an der Halbinsel von Giens.

Am Donnerstag war der Himmel wieder blau und das Meer fast glatt, so daß wir noch schöne TGs am Ilôt de la Gabiniere erleben konnten. Der zweite TG an diesem Tag war ein „Kracher“ :-) --- nicht von der Tiefe her, sondern vom Leben, was sich uns bot : die Strömung hatte leicht zugenommen und Heinz hatte die einzelnen Tauchgruppen nacheinander mit dem Schlauchboot um die „Ecke herum“ nach Osten gebracht, wo wir an der Steilwand abtauchten und uns mit der Strömung zurücktreiben ließen. An der Ecke war naturgemäß die meiste Strömung und hier gab es Fisch in ungeheuren Massen ! Mehrere Seriolas - eine Makrelenart - (einer kam sogar bis auf 2m an mich herangeschwommen !) waren auf der Jagd, etliche Spitzkopf-Zackenbarsche standen in der Strömung neben Unmengen von Ringel-, Großen Geiß-, Zweibinden- und Spitzbrassen, Mönchsfischen und anderen ! Leider hatte ich die Kamera nicht dabei, aber so konnte ich die „Fischsuppe“ um mich herum in vollen Zügen genießen ! :-) Auf jeden Fall mein bisher eindrucksvollster TG hier !

Goldschwamm, Gelbe Krustenanemonen
Ein Goldschwamm, im Hintergrund Gelbe Krustenanemonen

Freitag um 16 Uhr mußten wir die Yacht wieder im Hafen von Bormes abgeben. Dennoch sind wir noch zweimal ins Wasser gesprungen. Pünktlich sind wir dann im Hafen eingetroffen. Die Übergabe des Schiffes erfolgte ohne Probleme, worauf wir den Anhänger packten und nach einem ordentlichen Duschgang wieder gen Norden starteten.

Frühstück im Salon
Frühstück im geräumigen Salon

Es war eine erlebnisreiche Woche und zudem für mich das erste Mal auf einem Segelboot. Es hat viel Spaß gemacht und war hoffentlich nicht das letzte Mal ! :-)

So, ich weiß, Ihr erwartet an dieser Stelle wieder, was ich so alles unter Wasser gesehen habe ! ;-) Es war natürlich eine ganze Menge und wer es etwas genauer wissen möchte, kann ja die Berichte von den Taucherrobinsonaden nachlesen. Im großen und ganzen tut sich da nicht viel bei meinen Beobachtungen.


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Kai Schröder, 29.11.2000