Taucher-Robinsonade Iles d'Hyères Mai 1997

Am 2. Mai sind wir abends gegen 20 Uhr - nach einer kurzen Stärkung bei Maders - in Unna losgefahren. Leider waren wir diesmal nur zu dritt, da zwei andere kurzfristig abgesagt hatten. In diesem Jahr hat Heinz das Schlauchboot samt Anhänger in Lavandou abgestellt, so daß die Fahrt mit Anhänger von Unna nach Südfrankreich entfällt. Außerdem wurde der Fiat Combinato nun mit einem 95 PS starken Motor aufgerüstet, so daß die Fahrtzeit deutlich geringer ausfällt und angenehmer ist.

Am Samstag vormittag erreichten wir dann nach guter Fahrt die Küste, wo wir den Anhänger mit dem Schlauchboot abholten. Nach Umladen der Ausrüstung auf das Boot ging es dann in diesem Jahr bei gutem Wetter (Sonnenschein, schön warm, wenig Seegang) hinüber zur Ile du Levante. Auf dem Campingplatz waren wir wieder fast die einzigen Gäste, so daß wir unsere Ruhe hatten. Leider blies in den folgenden Tagen meistens der Mistral, der für entsprechenden Seegang sorgte, so daß wir nicht alle die Stellen betauchen konnten, wie wir es gerne getan hätten. Dennoch waren eigentlich alle Tauchgänge gut. Und in den Pausen haben wir natürlich immer eine ruhige, einsame Bucht aufgesucht, um zu Mittag zu essen oder einfach nur Kaffeepause zu machen. Ja, nicht zu vergessen unsere mitleidigen Bemerkungen über die armen Leute, die sich - manchmal mehr als 20 (!!!) - auf den verschiedenen Tauchbooten drängten. Teilweise kamen die Boote vom Festland (je nach dem über 25 km entfernt), und die Leute hatten in der Regel nicht die Möglichkeit, sich an Bord umzuziehen oder einfach nur eine windstille Ecke aufzusuchen. Da hatten wir es um Potenzen besser ! :-)

Natürlich ging auch bei uns mal etwas daneben. Den einen Tag hatten wir den Kocher vergessen und haben dann eben ein kleines Lagerfeuer mit Treibholz gemacht. Ein anderes Mal hatten wir den Topf und Geschirr und Besteck vergessen - diese Lage war schon schwieriger zu improvisieren ! :-) Aber echte Abenteurer lassen sich durch solche Kleinigkeiten natürlich nicht aus dem Konzept bringen ! :-) Da wurde die Kartoffelsuppe eben in der Dose auf den Kocher gestellt (dieser wiederum in eine Tonne - als Windschutz und wegen der Feuergefahr) und die Suppe dann unter Zuhilfenahme von Würstchen getrunken. 2 Tage später hatten wir dann sogar den Kuchen vergessen (das schlimmste Malheur) ! Aber, wie Ihr seht, wir haben auch das überlebt ! :-)

Sonne haben wir natürlich auch ordentlich getankt. Für meine Hände war es leider wieder etwas zuviel (wie ich erwartet hatte). Gegen Ende der Woche machte sich wieder eine Sonnenallergie bemerkbar (so eine Art Pickel bekomme ich dann, die dann jucken - was dann gar nicht mehr lustig ist).

An dieser Stelle wären jetzt eigentlich meine Logbucheinträge dran. Da wir die meisten Arten aber praktisch bei jedem Tauchgang gesehen haben, kürze ich das ganze mal etwas ab. Jetzt kommen also zunächst die Tiere, die wir immer gesehen haben :

Orangefarbener Strahlenschwamm, Goldstrieme (immer kleine Schwärme, die im Flachwasserbereich in den Seegraswiesen nach Nahrung suchen), Meerjunker, Mönchsfisch (immer in großen Schwärmen), Röhrenseegurke (in wesentlich weniger Exemplaren als in Kroatien), Pfauenlippfisch, Schriftbarsch, Purpurseestern (auch nur in sehr wenigen Exemplaren - das Wasser ist hier eben einfach sehr sauber), verschiedene kleine Schleimfische, Steinseeigel

So, jetzt kommen noch einige Arten, die wir nicht bei jedem TG erblickt haben :

Nierenschwamm, Zwergbarsch, Seriola (Stachelmakrelenart), Violetter Seeigel, Schwarzer Seeigel, Schraubensabelle, Gelbe Krustenanemone, Purpurrose, Farbwechselnde Gorgonie, Gelbe Gorgonie, Dornenseestern, Zweibindenbrassen, Meerbarbenkönig, Brauner Zackenbarsch, Gemeiner Krake, Pfauenwurm, Variabler Lederschwamm, Langschnauzen-Lippfisch, Rote Seescheide, Weißspitzen-Seegurke, Riesenkieselschwamm, Europäische Languste, Kleiner Drachenkopf, Mittelmeerputzer-Lippfisch, Fünffleckiger Lippfisch, Sägebarsch, Vielfädiger Borstenwurm, Höckeriger Krustenschwamm, Purpurschnecke, Kalkröhrenwurm, Brandbrassen, Große Steckmuschel, Roter Fahnenbarsch, Meerpfau, Wachsrose, Krustenlederschwamm, Schleimiger Krustenschwamm, Kleiner Roter Drachenkopf

Das war's schon. :-) Gesehen habe ich natürlich noch viel viel mehr, aber das Problem ist, daß man sich unmöglich alles merken kann !


Von einem TG möchte ich Euch aber doch noch meinen Logbucheintrag zeigen, da er - positiv ausgedrückt - der abenteuerlichste war und Ihr auch daraus lernen sollt. Das war der letzte TG überhaupt, ein Nacht-TG an dem Wrack "Spahis" an einer Untiefe ca. 5 km von Le Lavandou entfernt. Das Wrack liegt in einer Tiefe von 18 m bis 23 m und war mir vom Vorjahr schon bekannt. Also :

Zum Abschluß noch ein Nacht-TG; ziemlich genau über dem Wrack geankert, Wrack ohne Probleme gefunden; relativ wenig Fische (nahe an der Küste ist das Wasser dreckiger und die Sicht allgemein schlechter), die meisten haben geschlafen; 2 Kleine Rote Drachenköpfe; Hummer, der im Wrack laut Heinz wohnen soll, nicht gesehen.

Beim Auftauchen dummerweise schon den Anker freigelegt; dadurch trieb das Boot schon langsam auf die Untiefe zu. Als wir am Boot aufgetaucht waren, schafften wir es nicht mehr, gegen die Strömung von den Felsen wegzu- kommen (weil wir beide an einer Seite des Bootes hingen und deswegen an ein Geradeaus-Fahren nicht zu denken war). So wurden wir auf die Felsen geworfen, das Boot kam noch knapp weg (ich konnte mich am Felsen abstützen und das Boot etwas wegdrücken - aber nur, weil die Strömung sehr gering war !). Trotz der geringen Strömung war an ein Halten an den Felsen nicht zu denken. Dabei ging die Ikelite „PC Lite“-Lampe zu Bruch, d.h. der Deckel öffnete sich, ohne daß der Verschluß sich geöffnet hätte ! Alle 4 Akkus sind nun platt. Die Lampe (aus Kunststoff) taugt also nur etwas für "Schönwetter-TGs". Maske dann wieder aufgesetzt und Atemregler in den Mund genommen. In der Zwischenzeit hatte Heinz gewendet und war zurückgekommen. Das geschah aber hinter mir und ich habe ihn nicht gesehen. Die Folge war, daß ich unter das Boot geriet und die Maske wieder volllief. Festhalten am Boot - wie Heinz sich das gedacht hatte - war unmöglich in diesem Moment. Dann konnte ich aber relativ leicht von den Felsen wegschwimmen. Im ruhigen Wasser war der Rest dann kein Problem mehr.

Fehler :

Vielleicht fallen Euch ja noch weitere Fehler ein.

Tja, das hätte leicht schlimmer ausgehen können ! Wahrscheinlich habe ich tierisches Glück gehabt, daß ich nicht in dem Moment, wo das Boot über mich hinweggefahren ist, mit dem Kopf in die Schrauben gekommen bin . . .

Ach ja, ich hatte eine Nikonos für UW-Fotos dabei . . . Vorhin habe ich die Filme abholen können und mußte feststellen (wie ich schon fast befürchtet hatte), daß praktisch alle Aufnahmen daneben - einfach nur schwarz wie die schwärzeste Nacht - sind. Da werde ich die Kamera wohl noch einmal zur Überprüfung einschicken müssen ! :-(

Ihr seht also, daß man bei so einer Taucher-Robinsonade immer eine Menge erlebt und daß sich das Mitfahren auf jeden Fall lohnt ! :-) Schöner ist es aber wohl, wenn noch mindestens eine oder mehrere Frauen mitkommen :-) --- dann geht die Essenszubereitung hoffentlich etwas unproblematischer über die Bühne . . . :-)

Nachtrag: Ich brauchte die Kamera doch nicht einzuschicken, denn - ich traue mich das kaum zu schreiben - es waren nur die Batterien leer. Und ich Trottel hatte natürlich (als erfahrener Fotograf :-) ) Ersatzbatterien dabei. Nur auf die einfachste Möglichkeit, nämlich daß die Batterien leer sein könnten, war ich nicht gekommen . . . :-(

Noch ein paar Bilder gefällig ? :-)


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Kai Schröder, 29.11.2000